So funktioniert die BIM-Einführung im Architekturbüro

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Die Methode BIM im eigenen Büro einzuführen, kann nervenaufreibend sein. Auf welche Herausforderungen sollten sich Architekten einstellen? Was verändert sich durch BIM? Und welche Punkte sollte man von Anfang an bedenken? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zur BIM-Einführung im Architekturbüro.

Eine neue Arbeitsmethode einführen, eine andere Sprache lernen, mit der Fußballmannschaft in einer höheren Liga spielen – so unterschiedlich die Beispiele sind, so haben sie doch eins gemein: Sie gehen mit Veränderungen einher. Mit neuen Prozessen, teils unvorhergesehenen Problemen und Hindernissen, die es zu meistern gilt. Wozu das alles? Um effizienter zu werden, um sich zu verständigen, um angesehen zu sein, kurzum: um sich zu verbessern. Auch bei BIM wartet eine Belohnung. Wer die Methode erfolgreich einführt, profitiert unter anderem von schnelleren Prozessen und weniger Fehlern.
Building Information Modeling ist zwar in aller Munde. Doch bei sich eingeführt haben es noch längst nicht alle. Wir haben mit drei Architekturbüros gesprochen, die bereits seit mehreren Jahren mit der Methode arbeiten. Welche Herausforderungen haben sie bei der BIM-Einführung erlebt? Was hat sich in ihrem Arbeitsalltag geändert? Und wie haben sie ihre Mitarbeitenden überzeugt?

Mit einer Strategie starten

Wer BIM einführt, braucht in der Regel neue Prozesse und neue Software. Aber wie anfangen? Darauf hat Jörg Leidenroth, Geschäftsführer BIM bei Nickl Architekten, eine Antwort: „Man sollte vor der Einführung ein klares Konzept zur Umsetzung und vor allem zum Umfang der Umsetzung entwickeln.“ Das heißt: Unter Einbeziehung der Entscheider sollten Ziele, Strategien, Zeitplan und Kosten festgelegt werden. Gerade bei letzterem seien die Investitionskosten für neue Software nicht zu vernachlässigen, zu denen neben den reinen Lizenzen auch Kosten für Schulungen zählen.
Dass zum Start eine Roadmap gehört, betont auch Michael Wiener, Architekt und BIM-Manager bei Allmannwappner. Allgemein sei sehr wichtig, dass die Geschäftsführung und Teamleitung hinter der BIM-Implementierung stünden und dies klar in das ganze Unternehmen kommunizierten.
Hilfreich ist es laut Michael Sägesser, Geschäftsführer von Winking Froh Architekten, sich vorab mit den BIM-Anwendungsfällen und -Zielen zu beschäftigen. Zudem hänge der Erfolg der Einführung auch damit zusammen, BIM nicht als zusätzliche Leistung zu definieren. „Vereinfacht sollte es das Ziel sein, nur anders und nicht zusätzlich zu planen“, sagt Sägesser.

Die Mitarbeitenden mitnehmen

Ist das Konzept erstellt, gilt es, die Änderungen umzusetzen – und dabei alle Mitarbeitenden mitzunehmen. Das Stichwort, das hierzu bei allen Befragten fällt, ist: Schulen. Denn die Mitarbeitenden müssen zum einen lernen, wie sie die neuen Tools bedienen. Und sich zum anderen aus ihren alten Verhaltensweisen lösen und neue Prozesse verinnerlichen. Das fällt vielen schwer. Sätze wie „Das haben wir aber schon immer so gemacht“ fallen deswegen häufig.
„Um dem entgegenzuwirken, haben wir uns viel mit Change Management beschäftigt und begonnen, alte Verhaltensmuster aufzubrechen“, sagt Wiener. Dafür habe es viel Kommunikation, unternehmensweite Schulungen und Wissenstransfer unter anderem in Form von Wikis gebraucht. „Wichtig ist, Anspruch und Ziel in Form einer Roadmap aufzuzeigen“, ergänzt Wiener. Zudem solle man genügend Zeit einplanen und keinen Druck auf die Mitarbeitenden ausüben.
Ob die Schulungen von Externen oder Internen durchgeführt werden, unterscheidet sich von Büro zu Büro. Bei Winking Froh Architekten beispielsweise konnten sich interessierte Mitarbeitende fortbilden und das BIM-Wissen dann ins Team tragen. Sägesser fügt hinzu: „Viele unserer Mitarbeitenden arbeiten mittlerweile aktiv in einem BIM-Projekt mit und werden somit praktisch mit der BIM-Thematik vertraut.“

Gemischte Teams können hilfreich sein

Leidenroth von Nickl Architekten erzählt, dass sie zur Bewältigung der Herausforderungen ein separates Team aufgestellt hatten – bestehend aus Architekten mit langjähriger Erfahrung und Spezialisten aus den Bereichen Software, Datenmanagement und IT. Wichtig sei zudem, dass sich eine solche Umstellung über einen längeren Zeitraum vollziehe. Und dass es immer wieder zu neuen Entwicklungen komme. „Somit ist es immer eine Herausforderung, die Mitarbeiter entsprechend zu motivieren, sie in die neuen Prozesse und Methoden einzuführen und auch fortzubilden“, sagt Leidenroth.
Eine weitere Herausforderung war es laut Wiener, den alltäglichen Projektbetrieb so gut wie möglich störungsfrei zu betreiben. Hierfür sei eine vorausschauende Planung nötig gewesen sowie die Abwägung, wann welches Projekt von 3D auf BIM umsteigen sollte. Gerade zu Beginn sei es sinnvoll gewesen, weniger komplexe Projekte zu nehmen, die nicht unter großem Zeitdruck standen. Er weist außerdem darauf hin, dass man vor der Vertragsschließung darauf achten solle, dass keine Details oder Fallstricke bezüglich BIM übersehen werden.

Mehr Zeit für Entwurf und Design

Zusammenfassend hält Sägesser fest: „Grundsätzlich sind die Herausforderungen vergleichbar mit der Zeit, als im Büro das CAD-Zeichnen eingeführt wurde.“ Und so wie heute kein Architekturbüro mehr ohne CAD arbeiten kann, wird es irgendwann nicht mehr ohne BIM gehen. Weil die Regierung und die Branche es fordern und immer mehr die Vorteile der Methode erleben. Denn laut den Befragten hat sich die Einführung trotz all der Herausforderungen gelohnt.
„Viele Prozesse konnten durch das ‚Single Source of Truth‘-Prinzip verschlankt werden“, sagt Wiener. Die Automatisierung von unbeliebten, manuellen Tätigkeiten habe dazu geführt, dass es wieder mehr Zeit für Entwurf und Design gebe. Zudem könne „jede Menge Datenmüll und E-Mail-Verkehr eingespart werden“ und durch die sorgfältige Dokumentation gehe weniger Wissen verloren. Auch hätten die Mitarbeitenden jetzt mehr technisches Know-how und könnten schneller zwischen Projekten wechseln. Sägesser fügt an, dass durch die Koordination im dreidimensionalen Raum Planungsabweichungen schneller erkannt und kommuniziert würden.

Autor/Autorin

Vanessa Möller Projekt-Management Programm
Vanessa Michaeli
Freie Autorin
Vanessa Michaeli ist freie Autorin für 4builders.net. Sie arbeitet als freie Redakteurin und ist Lehrbeauftragte an der Universität Würzburg und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Sie hat VWL und Wirtschaftsjournalismus an der Universität Würzburg studiert und bei der Neuen Zürcher Zeitung in Zürich volontiert.
Vanessa Möller Projekt-Management Programm
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Vanessa Michaeli ist freie Autorin für 4builders.net. Sie arbeitet als freie Redakteurin und ist Lehrbeauftragte an der Universität Würzburg und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Sie hat VWL und Wirtschaftsjournalismus an der Universität Würzburg studiert und bei der Neuen Zürcher Zeitung in Zürich volontiert.